1869 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: Peter, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Bürgerschule, Realschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— w —
Michel Angela; die Dichter Dante Alighieri, Petrarca, Ariosto
Tasso; die Bildhauer Bernini undcanova; die Kirchen-Componisten
Palestrina und Pergolese; Cosmo und Lorenzo v. Medicis, Beschützer
der Kunst und Wissenschaft; Garibaldi, der Befreier Italiens;
Victor Emanuel, der jetzige König von Italien.
8. Drsonderes.
In staatlicher Hinsicht zerfällt jetzt Italien in das
Königreich Italien und den Kirchenstaat. Das
jetzige Königreich Italien begreift in sich die früheren
Staaten: Königr. Sardinien, die Lombardei und Venedig,
Toskana, Modena, Parma und Neapel mit Sizilien.
a) Königreich Italien. (3)
Turin am Po, 300,000 Einw., 43 Kirchen, Universität, vor-
malige Haupt- und Residenzstadt.
Alessandria, starke Festung, 50.000 Einw., Messen.^
Pav ia am Ticino (Tesstn), 30,000 Einw., berühmte Universität.
Mailand, 250.000 Einw., 2 M. im Umfange. Diedomkirche,
nach der Peterssirche die größte in Europa, mit 4400 Statuen in-
und auswendig geziert. Seideuwaaren, Tuch rc.
Bergamo, 36,000 Einw., Handel mit Seide, Eisen, Oel;
berühmte Messe.
Brescia, 36,000.Einw., Gewehr- und Stahlsabriken, Seiden-
züchterei, Handel.
Cr emo na am Po, 30,000 Einw. Die Cremoneser Geigen
und Saiten sind weltberühmt.
Verona, 60,000einw., Mantua, 30,000einw-, Peschiera
und Legnago bilden das berühmte Festungsviereck.
. Padua, 55,000 Einw., Universität,
Venedig, in den Lagunen des Adriameers liegend, durch
eine Eisenbahn mit dem Festlande verbundeii, 125,000 Einw. Die
Straßen sind Kanäle; in 4 Kanülen können große Seeschiffe fahren.
(Gondeln.) Viele Paläste, bedeutender Handel, 5000 Seeschiffe
laufen jährlich ein und aus. Die Markuskirche mit 500 Säulen.
Die Rialtobrücke mit einem einigen 187' langen Bogen; die eine
Stunde lange Eisenbahnbrücke. — Gold- und Glaswaaren.
Ferrara, 30,000 Einw., Festung am Po.
Ravenna, in der Nahe des Adriameers, 30,000 Einw.,
Seifenfabriken.
Bologna, 90,000 Einw., älteste Universität der Erde, hän-
gende Thürme, Handel, Papier-, Seiden- und Seifenfabriken.
Modena, 30,000 Einw., früher Hauptstadt des Herzogthums
Modena, mit prachtvollem Schlosse.
Parma, 45,000 Einw., früher Hauptstadt eines gleichnamigen
Herzoqthums, berühmte große Buchdruckerei.
Genua, Handelsstadt am Busen von Genua, 125,000 Einw.,
amphitheatralisch vom Meere aufsteigend, mit vielen prächtigen
1869 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: Peter, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Bürgerschule, Realschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
80
Gewässer. Es finden sich gegen 50 Flüsse von kur-
zem Laufe, aber die meisten sind schiffbar. Die bedeutend-
sten sind die Themse, die Severn, der Humber, in
England, der Shannon (Schännen) in Irland. Der
Caledonische Kanal in Schottland.
Klima. Das Klima ist ein Jnselklima, im Winter
mild, im Sommer kühl, doch feucht. Schottland ist kalter,
hat aber gesundere, reinere Luft.
Produkte. Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine,
Hunde (Doggen), Gänse, Fische und Austern. Reißende
Thiere fehlen, Wild wenig. In Irland fehlen selbst
Schlangen und Mäuse.
Pflanzen. Getreide, vorz. Weizen, Gemüse, Futter-
krüuter, Krapp, Hopfen, Obst, Mangel an Holz, kein Wein;
in Irland viel Flachs, aber wenig Obst.
Mineralien. Gold, Silber, Kupfer, Salz, vorzüglich
aber viel Steinkohlen, Zinn, Eisen Graphit und
Kreide.
Einwohner. 29 Mill., in England und Schottland
protestantisch, in Irland katholisch. Es herrscht auf der
einen Seite ungeheurer Reichthum, auf der andern große
Armuth trotz harter Arbeit; die Hälfte der Häuser sind
bloße Lehmhütten oder Schuppen. Die Engländer sind
sehr thätig und unternehmend, halten auf ihre Freiheiten
und sind sehr kirchlich. Die englische Industrie ist sehr
blühend, fast die Hälfte der Einwohner lebt in Fabriken,
die alle mit Dampf arbeiten. Man hat Fabriken in Baumwolle,
Wolle, Seide, Leinen, Leder, Metallwaaren, Seife, Glas
und Porzellan. Bedeutende Eisengießereien, Zuckersiedereien,
Bierbrauereien und Branntweinbrennereien. In Irland
und Schottland ist die Viehzucht blühender, als der Acker-
bau. — Der englische Handel ist der bedeutendste der
ganzen Erde. Man hat 35,000 Handelsschiffe und 1300
Dampfschiffe, die alle Meere befahren. Zum Schutz des
Seehandels dient eine aus 570 Kriegsschiffen bestehende
Flotte mit 16—17,000 Geschützen, zur Beförderung des
Verkehrs im Innern gibt es eine Menge Eisenbahnen und
Kanäle, mehr als in irgend einem andern Lande der Erde.
Berühmte Männer: Der Mitsieger von,Waterloo Well in-
ton; der Heesahrer Drake, weicher die Kartoffeln nach Europa
1869 -
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- Autor: Peter, Hermann
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- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Bürgerschule, Realschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
13
Beschützer und Förderer von Kunst und Wissenschaft: Carl
August v. Weimar, der Freund Göthe's; Friedrich Wil-
helm Iv. von Preußen 1840; Ludwig I. von Bayern, der Schö-
pfer vieler großartigen Bauwerke.
Astronomen: Kopernikus, Kepler, Herschel.
Philosophen: Leibnitz, Mendelsohn, Kant u. a.
Dichter: Lessing und Klopstock, die Begründer der klassi-
schen Literaturperiode: die 4 großen weimarischen Dichterheroen
Herder, Wieland, Schiller und Göthe: die Freiheilssänger
Fr. Rückert, Th. Körner, M. Arndt u. v. a.
Der große Naturforscher Alex. v. Humboldt.
Erwin von Steinbach, der Erbauer des Straßburger
Münsters.
Maler: Albrecht Dürer, Lukas Kranach, Rubens, Cor-
nelius, Kaulbach.
Musiker: Händel, Joh. Seb. Bach, Gluck, Haydn,
Mozart, Beethoven, Carl Maria v. Weber, Meyerbeer,
Mendelssohn, Richard Wagner.
Erfinder: Berthold Schwarz, Erfinder des Schießpulvers;
Joh. Gutenberg, Erfinder der Buchdruckerkunst: Peter He le,
Perfertiger der ersten Taschenuhren; Jürgens, Erf. des Spinn,
rads: O. v. Guerike, Erfinder der Luftpumpe; Böttger, Ers.
des Porzellans: Bauer, Erfinder der unterseeischen Schifffahrt;
Dreyse, Erfinder des Zündnadelgewehrs. -
Menschenfreunde: Fugger in Augsburg, Gründer von Ar-
menhäusern; A. H. Franke, Gründer des Halleschen, und Falk,
Gründer des Weimar'schen Waisenhauses.
Beschäftigung der Bewohner. Die Land wir th-
sch af t ist in vielen Gegenden im blühendsten Zustande. Von
großer Wichtigkeit und Ausdehnung ist die Industrie.
Die wichtigsten Erzeugnisse der Industrie sind: die Lein-
wandfabrikation (Schlesien, Lausitz, Westphalen), die Tuch-
fabrikation (Rheinprov., Schlesien, Sachsen, Mähren rc.),
die Baumwollenfabriken (Sachsen, Brandenburg, Schlesien,
Rheinpr., Oesterreich), Strumpfwaaren, Leder, Eisen- und
Stahlsabr. (Rheinprov., Westph., Thüringen, Schlesien,
Steiermark), Eisen-, Stahl- und Kupferhämmer (Thüringen,
Schlesien, Harz, Steiermark, Nassau), Seidenfabr. (Wien,
Elberfeld), Porzellan (Meißen, Wien, Berlin, Thüringen),
Glas (Böhmen, Thüringen), Spielwaaren aus Holz und
Papiermaches (Thüringen), Tabaks- und Cigarrenfabriken,
musik. Instrumente, Bierbrauereien, Branntweinbrennereien,
Papiermühlen, Zuckersiedereien, Runkelrübenzuckerfabriken,
Uhren (Schwarzwald), Holzwaaren.
Wichtig ist auch der durch Nord- und Ostsee, Adriameer,
schiffbare Flüsse, Kanäle, ein großes Eisenbahnnetz (1865
1869 -
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- Hrsg.: ,
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- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Bürgerschule, Realschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
24
Jülich, Festung.
Gladbach, 24,000 Einw., Fabriken in Seide, Baumwolle und
Leinen.
Cr es eld, 54,000 Einw., bedeutende Seidenzeug- undsammet-
fabriken.
Wetzlar a. d. Lahn, 1695—1506 Sitz des Reichskammerge-
richts. — Göthe 1772.:
Zur Rheinprovinz gehören die seit 1549 preußisch gewordenen
Fürstenthümer Hohenzollern an der Donau mit den Städten
Sigmaringen und Hechingen, 3000 Einw. Bei letzterer
Stadt die Burg Hohenzollern, die Stammburg der preußischen
Könige, in der Neuzeit prachwoll restaurirt.
g) Die Provinz Posen, vorher ein Theil des polni-
schen Reiches, seit 1793 preußisch, von 1807—1814 zu dem
durch Napoleon neugegründeten Großherzogthum Warschau
geschlagen, seitdemwiederpreußisch, hat auf 536hhmeilenziem-
lich iy2 Milk. Bewohner, 2/z katholische Polen, Vs evan-
gelische Deutsche, darunter 80,000 Juden, und besteht
aus chen Regierungsbezirken Posen und Bromberg.fdas
Land hat keine Gebirge, sondern ist eben mit geringen
hügeligen Erhebungen und wird von der Warthe und Netze
und kleineren Nebenflüssen bewässert, auch gibt es viele
Seeen. Posen ist im Ganzen ziemlich fruchtbar, erzeugt
reichlich Getreide, hat gute Wiesen, Viehzucht, viel Torf,
große Wälder, in denen noch Wölfe Hausen. Diegewerb-
thätigkeit ist nicht von großer Bedeutung. Zwei Eisen-
bahnlinien : Breslau-Lissa-Posen-Stettin und Thorn-Brom-
berg-Küstrin fördern den Verkehr.
Städte:
Posen a. d. Warthe, 55,000 Einw., Festung, Handel, Woll-
märkte.
Lissa, an der Breslau-Posener -Eisenbahn, 10,000 Einw.,
Rauchwaaren.
Raw itsch, an derselben Eisenbahn, 10,000 Einw., ganz deut-
sche Stadt, Schnupftabak- und Tuchfabriken.
Krotoschin, 8000 Einw., Wollhandel, Rauchwaaren.
Gnesen, 8000 Einw., Sitz eines katholischen Domkapitels,
berühmte Viehmärkte.
Bromderg, an einem die Netze mit der Weichsel verbinden-
den Kanäle, 24,000 Einw., Schifffahrt, Handel, Spinnereien.
li) Die Provinz Preußen an der Ostsee, die hier
den Busen von Danzig bildet, in Ost- u. Westpreußen
1897 -
Hildburghausen
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- Autor: Peter, Hermann
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- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 41 —
Städte:
Zur ich, am See gl. N> und an der Limmat, mit Vororten 135 000 Einw.,
Universität, Handel, Fabriken. Hier Heinrich Pestalozzi, der Lehrer der Lehrer,
geboren 1746.
Basel am Rhein, 247 in, 79 000 Einw., Universität, bedeutende Fabriken in
Band und Farben, erste Handelsstadt der Schweiz.
B e r n an der Aar, 50 000 Einw., Universität, Gold- und Silberwaren,
Gerbereien; der Münster. Bundeshauptstadt.
Luzern am Ausfluß der Reuß aus dem Vierwaldstädter See, 22 000 Einw.,
Kirche mit großer Orgel, Handel. Zwischen dem Vierwaldstädter und Zuger See liegt
der schöne, vielbesuchte, 1860 m hohe Rigi, auf den zwei Eisenbahnen führen, und
südlich von Luzern der Pilatus.
Genf am Ausfluß des Rhone aus dem Genferfee, mit Vororten 78 000 Einw.,
Uhrenfabrikation, Kattun, Tuch, Handel.
In der Nähe von Schaffhausen der berühmte Rheinfall.
8) Königreich Belgien.
Belgien wird von Holland, Preußen, Luxemburg, Frankreich und der
Nordsee begrenzt.
Größe. 29 400 qkm.
Bodengestalt. Im Süden ist Belgien von den Ardennen über-
lagert, sonst ist das Land eben, selbst tiefer liegend als Vä? Meer und
gegen den Einbruch desselben durch Dämme (Deiche) geschützt. Das Flach-
land ist sehr fruchtbar, deshalb Belgische Landwirtschaft berühmt.
Flüsse: Scheide und Maas, die aus Frankreich kommen.
Klima: Gemäßigt, in den Niederungen feucht.
Produkte. Tiere: Ausgezeichnete Viehzucht, Fische.
Pflanzen: Getreide, doch wegen der starken Bevölkerung und
Brauereien und Brennereien nicht ausreichend. Garten- und Ölgewächse,
Obst, Flachs. Im Süden Wälder.
Mineralien. Viel Eisen und Steinkohlen, Mineralquellen.
Einwohner. 6,3 Millionen, meist katholisch, sie reden flämisch,
wallonisch oder französisch. Belgien ist sehr stark bevölkert, die Bewohner
sind äußerst gewerbthätig und verfertigen Leinwand, Spitzen (brabanter),
Baumwollenzeuge, Kanonen, Gewehre, Holzschuhe, treiben auch Handel. Ein
sehr verzweigtes Eisenbahnnetz überlagert alle Teile Belgiens.
Belgien gehörte vor 1830 zu Holland, hat seitdem Regenten aus dem
Hause Coburg.
Die wichtigsten Städte sind:
Brüssel, mit Vororten 508000, ohne Vororte 18801)0 Einw., Haupt-und
Residenzstadt'm' der Provinz Südbrabant, mit Palästen, Universität, Spitzenfadrikation.
In der Nähe Waterloo, Schlacht 1815, entscheidender Sieg der vereinigten
Preußen und Engländer über Napoleon I.
Antwerpen an der Scheide, 260000 Einw., wichtigste Handelsstadt, Dom-
kirche mit Gemälden von Rubens, Nähseide, Citadelle.
Gent in Flandern an der Scheide, 156 000 Einw., Universität, Blumenzucht
und Gartenbau, Fabriken in Linnen und Baumwolle, Gerbereien :c., bedeutender
Handel, 55 Kirchen. Der Beguinenhof, ein Kloster für 600 Nonnen. In Gent
wurde Karl V. geboren.
1897 -
Hildburghausen
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- Autor: Peter, Hermann
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- Auflagennummer (WdK): 9
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
!
— 45 —
Irland ist im Innern eben und fast das ganze Jahr grün, („die
-Zrüne Insel"), die Jnselränder sind gebirgig.
Gewässer. Es finden sich gegen 50 Flüsse von kurzem Laufe vor, aber
^ie meisten sind schiffbar. Die bedeutendsten sind die Themse, die Severn,
^er Humber in England, der Shannon (Schönnen) in Irland. Der
^aledonische Kanal in Schottland.
Klima. Das Klima ist ein Jnselklima, im Winter mild, im
,^ommer kühl, doch feucht. Schottland ist kälter, hat aber gesundere,
Reinere Luft.
Produkte. Tiere: Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, Hunde
/Doggen), Gänse, Fische und Austern. Reißende Tiere fehlen, Wild giebt
^ wenig.
Pflanzen: Getreide, vorz. Weizen, Gemüse, Futterkräuter, Krapp,
. hopsen, Obst, Mangel an Holz, kein Wein; in Irland viel Flachs, aber
kenig Obst.
Mineralien: Gold, Silber, Kupfer, Salz, vorzüglich aber viel
Steinkohlen, Zinn, Eisen, Graphit und Kreide.
Einwohner. 39v* Mill., in England und Schottland meist
' 'rotestantisch, in Irland katholisch. Es herrscht auf der einen Seite un-
ieheurer Reichtum, aus der andern große Armut trotz harter Arbeit; die
' Mfte der Häuser sind bloße Lehmhütten oder Schuppen. Die Engländer
' >nd sehr thätig und unternehmend, halten auf ihre Freiheiten und sind sehr
schlich. Die englische Industrie ist sehr blühend, fast die Hälfte der
Einwohner lebt in Fabriken, die alle mit Dampf arbeiten. Man hat
Fabriken in Baumwolle, Wolle, Seide, Leinen, Leder, Metallwaren, Seife,
5las und Porzellan. Bedeutende Eisengießereien, Zuckersiedereien, Bier-
rauereien und Branntweinbrennereien. In Irland und Schottland ist die
Viehzucht blühender als der Ackerbau. — Der englische Handel ist dei-
edeutendste der ganzen Erde. Man hat 22 000 Handelsschiffe, darunter
iber 8000 Dampfschiffe, die alle Meere befahren. Zum Schutz des See-
Andels dient eine aus 700 Kriegsschiffen bestehende Flotte, zur Beförderung
'es Verkehrs im Innern giebt es eine Menge Eisenbahnen und Kanäle,
llehr als in irgend einem andern Lande der Erde.
Berühmte Männer: Der Mitsieger von Waterloo Wellington; der
>eefahrer D r a k e, welcher die Kartoffeln nach Europa brachte, und Cook, der
Ntdecker vieler australischer Inseln; Wiklef, ein Vorläufer der Reformation, f 1348;
hr gelehrte Physiker Newton; der unsterbliche Dichter Shakespeare; der Er-
«kder der Schutzpockenimpfung Jenner; der Erfinder der Dampfmaschine James
!att; der Erbauer der ersten Lokomotive und Eisenbahn Stephenson.
sprich: Wellington, Drähk, Cuhk, Wikless, Njutn, Schäkspir, Dschinner, Dchäms Wätt.)
B. Besonderes.
a) England, 150700 qkm und 30,4 Mill. Einw., besteht aus
'em eigentlichen England und dem gebirgigen Fürstentum Wales (Wähls)
vischen der Irischen See und dem Bristol-Kanal.
Städte:
London a. d. Themse, Haupt- und Residenzstadt, über 5 Mill. Einw., größte
?tadt Tffitr wichtigste Handelsstadt der Erde. Die Londoner allein haben über 5000
schiffe. Prächtige Brücken. Der unter der Themse hinführende Tunnel. Eisenbahnen
I
1897 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: Peter, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Karl von Preußen, Generalfeldmarschall v. Moltke, die Besieger Österreichs 1866
und Frankreichs 1870 und 1871.
Staatsmänner: Der Reichskanzler Fürst Bismarck.
Kirchengrößen: B onisacius, der Apostel der Deutschen 745; Huß, der
böhmische Reformator, verbrannt zu Costnitz 1415; Luther und Melanch thon,
die beiden treu verbundenen großen Reformatoren (1517).
Beschützer und Förderer von Kunst und Wissenschaft: Karl August
v. Weimar, der Freund Goethe's; Ludwig I. von Bayern, der Schöpfer vieler
großartiger Bauwerke; Georg Ii., Herzog von S. Meiningen.
Astronomen: Kopernikus, Kepler, Hörschel.
Philosophen: Leibnitz, Mendelssohn, Kant u. a.
Dichter: L e s s i n g und K l o p st o ck, die Begründer der klassischen Litteratur-
Periode; die 4 großen weimarischen Dichterheroen Herder, Wieland, Schiller
und Goethe; die Freiheitssänger Fr. R ü ck e r t, T h. Körner, M. Arndt
und viele andere.
Der große Naturforscher Alex v. Humboldt.
Erwin von S t e i n b a ch, der Erbauer des Straßburger Münsters.
Maler: Albrecht Dürer, Lukas Kranach, Rubens, Cornelius,
Kaulbach.
Musiker: Händel, Joh. Seb. Bach, Gluck, Haydn, Mozart,
Beethoven, Karl Maria v. Weber, Meyer beer, Mendelssohn,
Richard Wagner, Brahms.
Erfinder: Berthold Schwarz, Erfinder des Schießpulvers; Johann
Gutenberg, Erfinder der Buchdruckerkunst; Peter H e le, Verfertiger der ersten
Taschenuhren: Jürgens, Erf. des Spinnrads; O. v. Guer'ike, Erfinder der
Luftpumpe; B ö t t g e r, Erf. des Porzellans; Bauer, Erfinder der unterseeischen
Schifffahrt; D r e y s e, Erfinder des Hündnadelgewehrs.
Menschenfreunde: Fugaer in Augsburg, Gründer von Armenhäusern;
A. H. Franke, Gründer des Halle'schen, und Falk, Gründer des Weimar'schen
Waisenhauses.
Beschäftigung der Bewohner. Die Landwirtschaft ist
in vielen Gegenden im blühendsten Zustande. Von großer Wichtigkeit und
Ausdehnung ist die Industrie. Die wichtigsten Erzeugnisse der Industrie
sind: die Leinwandfabrikation (Schlesien, Lausitz, Westfalen), die Tuch-
fabrikation (Rheinprov., Schlesien, Sachsen, Mähren:c.), die Baumwollen-
fabriken (Sachsen, Brandenburg, Schlesien, Rheinpr., Österreich), Strumpf-
waren, Leder, Eisen- und Stahlfabr. (Rheinprov., Wests., Thüringen,
Schlesien, Steiermark), Eisen-, Stahl- und Kupferhämmer (Thüringen,
Schlesien, Harz^ Steiermark, Nassau), Seidenfabr. (Wien, Elberfeld),
Porzellan (Meißen, Wien, Berlin, Thüringen), Glas (Böhmen, Thüringen),
Spielwaren aus Holz und Papiermaches (Thüringen), Tabaks- und Eigarren-
fabriken, musik. Instrumente, Bierbrauereien, Branntweinbrennereien, Papier-
Mühlen, Zuckersiedereien, Runkelrübenzuckerfabriken, Uhren (Schwarzwald),
Holzwaren.
Wichtig ist auch der nicht unbedeutende Handel Deutschlands, der
durch die Nord- und Ostsee, durch die schiffbaren Flüsse und Kanäle, durch
ein großes Eisenbahnnetz (1896 von 44 000 km Länge), 120 000 km
Telegraphenlinien und sehr ausgedehnte Telephouanlagen, durch den deutschen
Zollverein gefördert wird. Deutschland hat über 3700 Seehandelsschiffe,
darunter 1100 Dampfer. Die Zahl der Fahrzeuge, die auf den deutschen
Wasserstraßen, an den Küsten und auf den Haffen dem Handel und Verkehr
dienen, beträgt über 23 000. Die deutsche Kriegsflotte, die im Frieden
zum Schutze des Handels dient, zählt 91 Kriegsschiffe. Die wichtigsten
Ausfuhrartikel sind: Leinwand, Wolle, Getreide, Holz, Vieh, Obst, Salz,
1897 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: Peter, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
I
14 —
Städte:
Münster, 58000 Einwohner, Bischofssitz, Dom, Westfälischer Friede 1648. —
Die Wiedertäufer 1534. (Johann von Leiden).
Minden a. d. Weser, 22 000 Einw-, Handel. Südlich von Minden die west-
fälische Pforte (Porta westphalica), wo die Weser das Gebirge durchbricht und die
Köln'mindener Eisenbahn durchführt, mit Kaiser Wilhelm-Denkmal.
Bielefeld, 48 000 Einw-, Hauptsitz des westfälischen Leinwandhandels und
verschiedener Fabriken; Bleichen.
Paderborn, nahe der Lippe, 20 000 Einwohner, Bischofssitz.
Dortmund, 111000 Einw., Steinkohlenbergwerke, Eisen- und Zinkhütten,
Oberbergamt.
Iserlohn, 25000 Einw., Stahl-, Eisen- und Messingfabriken und weit ver-
breitster Handel mit deren Erzeugnissen.
Bochum, 54000 Einw., berühmte Gußstahlfabrik.^
f) Die Rheinprovinz, 26 992 qkm und 5 Mill. meist katholische
Einwohner, ist sehr stark bevölkert, am meisten die Gegend von Elberfeld
und Düsseldorf, wird ihrer ganzen Länge nach vom Rheine durchströmt,
dem die Nahe, Mosel, Sieg, Ruhr und Lippe zufließen, ist im Süden
gebirgig (Westerwald, Hunsrück, Eise! und hohe Veen), nach Norden hin
eben und fruchtbar, hat Getreide, Flachs, Obst, Wein, Stein- und Braun-
kohlen, Eisen und bedeutende Industrie in Seide, Tuch, Baumwolle, Eisen-
und Stahlwaren, Leder u. s. w.
Städte:
Krefeld, 107 000 Einwohner, bedeutende Seidenzeug-und Sammetfabriken.'Z
Essen, 100 000 Einw., Krupp's weltberühmte Gußstahlfabrik mit 20 000 Ar-
beitern, Steinkohlenbergwerke.
Düsseldorf am Rhein, 176 000 Einw., Malerschule, Handel und Fabr.
(Senf).
Elberfeld mit Barmen, hart an einander gelegene Schwesterstädte im
gewerbfleißigen Wupperthale, 266 000 Einwohner. Fabr. mit europäischem Rufe in
Seide, Wolle, Baumwolle und Band.
Solingen, 41000 Einw., Fabr. für Säbelklingen, Messer und Scheren.
Remscheid, 47 000 Einw., Hauptsitz der Stahl-, Eisen- und Mesfingwaren-
Fabrikation.
Köln am Rhein, 36 in, 320 000 Einw, Festung. Der Dom, ein Meisterwerk
deutscher Baukunst, begonnen 1248, vollendet 1880, mit 160 m hohen Türmen, und mit
der 543 Zentner schweren, aus eroberten französischen Kanonen gegossenen Kaiser-
glocke; Sitz eines Erzbischofs; Fabriken (kölnisches Wasser); bedeutender Handel,
Schiffahrt. — Gegenüber Deutz.
Bonn am Rhein, 45 000 Einw., Universität, Beethoven-Denkmal, Arndt-
Denkmal.
C o b l e n z mit der Bergfestung Ehrenbreitstein, an der Mündung der
Mosel in den Rhein, 40000 Einw.. 62 m, Kaiser Wilhelm-Denkmal. — Früher
Residenz der Kurfürsten von Trier, schönes Schloß. — In der Nähe Burg
Stolzenfels.
Saarbrücken a. d. Saar, bis 1870 Grenzstadt gegen Frankreich, 17ocoeinw.,
reichhaltige Steinkohlenbergwerke. Schlacht 1870 am Spicherer Berge.
S a a r l o u i s a. d. Saar, 8000 Einw., starke Festung.
Trier a. d. Mosel, 135 in, 40000 Einw., Bischofssitz, eine der ältesten Städte
Deutschlands mit Baudenkmälern aus der Römerzeit. — Moselweine.
Aachen, 110000 Einwohner, berühmter Badeort, Nähnadel-u. a. Fabriken.
In der Domkirche das Grabdenkmal Karls des Großen.
Zur Rheinprovinz gehören die seit 1849 preußisch gewordenen Fürstentümer
Hohenzollern a. d. Donau mit den Städten Sigma ringen und H e ch i n g e n.
Bei letzterer Stadt die Burg Hohenzollern, die Stammburg der preußischen
Könige, in der Neuzeit prachtvoll wieder hergestellt.
i
1873 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zusammenhängt, mit ihr entsteht und, wenn sie gehoben und
das Gesicht wieder hergestellt wird, sich allmälig verliert.
Möchtest Du nun wohl durch Blindheit eine Erhöhung
anderer Sinne erkaufen?
In Paris mußten sich in den siebziger Jahren bei
einem gewaltigen Nebel die Sehenden von den Blinden
führen lassen, um nicht in die Seine zu fallen. Der blinde
Dülon spielte seine Flöte, und die blinde Paradies ihr
Forte-Piano mit einer Vollkommenheit, die nur selten ein
Sehender erreicht. In den reichen Sammlungen der Aka-
demie zu München ist ein hölzerner Jäger zu sehen, der
überaus zierlich und im vollkommensten Ebenmaaße geschnitzt
ist, und den ein blinder Tyroler mit dem Messer ge-
schnitzt hat.
In England lebte vor nicht gar langer Zeit ein
blinder Weber, der nicht nur sein Handwerk trieb, so
gut als Einer, sondern sich seine Webestühle und über-
haupt sein ganzes Hausgeräthe selbst gemacht hatte. Doch
ließ er es dabei noch nicht bewenden. Da er ein außer-
ordentlicher Liebhaber der Musik war und vorzüglich
große Freude an der Orgel hatte, ergriff ihn einmal eine
heftige Begierde, sich mit dem Mechanismus der großen
Orgel in der Stadtkirche bekannt zu machen. Weil er
aber wenig Hoffnung hatte, daß ihm eine Untersuchung
erlaubt werden würde, schlug er sich die Sache aus dem
Sinn. Da geschah es nun, daß der Organist starb, und
viel in des Webers Gegenwart von der Geschicklichkeit
dieses Mannes gesprochen und die vorzügliche Güte des
Instruments gepriesen wurde. Diese Gespräche entzün-
deten nun die alte Begierde von Neuem in ihm, so daß
er sich einstmals um Mitternacht aufmachte, die Thüren,
die nach der Orgel führten, öffnete, und hier seine Unter-
suchung mit einem Geräusche anfing, das die ganze
Nachbarschaft aufweckte. Aus allen Fenstern fuhren die
Köpfe heraus, und Einer fragte den Andern, ob er es
auch höre; und die meisten waren des Glaubens, der
verstorbene Organist gehe um. Doch faßten Einige, die
gescheidter waren und meinten, es könnten wohl gar
Diebe fein, ein Herz und gingen mit Laternen und
Waffen in die Kirche, fanden aber Niemanden darin, als
den blinden Weber, der noch in voller Arbeit war und vor
Freude an den Entdeckungen, die er machte, nichts von den
Kommenden gewahr worden war. Sie nahmen ihn
nun freilich gefangen; da sie aber sahen, was ihn zu so
1873 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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32. Geschwinde Fertigung.
Mancher geneigte Leser, der Weber, der Färber, der
Schneider wird nicht glauben, daß am nämlichen Tage das
Schaf die Wolle noch an dem Leibe trug und der Mensch
den Rock. Mancher wird denken, es steckt etwas hinter
den Worten zum Vexiren. „Ganz richtig," sagte der eine,
„das Schaf trug die Wolle und der Mensch den Rock,
aber der Rock war nicht von der nämlichen Wolle, viel-
leicht gar nur ein leinener." „Nichts nutz," sagte ein an-
derer, „es war die nämliche Wolle. Der Rock wurde dem
Schaf auf den Rücken gelegt. Trug es den Nock, so trug
es auch die Wolle. Haben nicht im letzten Krieg die
russischen Kavalleriepferde Stiefeln getragen? Aber wie?
An des Reiters Beinen." Nichts nutz, sagen wir dage-
gen, das Schaf trug am nämlichen Tage seine eigene
natürliche Wolle, wie sie ihm aus der Haut heraus ge-
wachsen war, und der Mensch den Rock funkelnagelneu
von der nämlichen Wolle. Viele Leute in der Stadt Mei-
ningen in Sachsenland wollten auch nicht glauben, daß
es möglich sei. „Es gilt das und das," sagte der eine.
„Es soll gelten," sagte der Tuchfabrikant, Herr Georg
Wagner alldort. Also machte er zuerst alle nöthigen An-
stalten. Als die Anstalten gemacht waren, wurde früh halb
vier Uhr ein Schaf geschoren, dann die Wolle gewollt und
mit Baumöl eingefettet. Jetzt war es vier Uhr. Um
vier Uhr wurde die Wolle in das Maschinenhaus ge-
bracht, auf der Krempelmaschine verlegt, dann auf die
Lockmaschine gebracht, dann auf der Spinnmaschine vor-
gesponnen und fein gesponnen, dann abgeweift. Es war
erst halb sechs Uhr, weil auf der Maschine Alles gar viel-
fach und geschwind geht. Jetzt wurde die gesponnene
Wolle in die Webstube gebracht, zum Zeddel gespult, fett
gemacht und gestärkt. Alles war in einer halben Stunde
gethan. Aber bis sie herausgebracht, trocken gemacht und
auf den Stuhl gezogen werden konnte, kam acht Uhr ins
Land. Jetzt wurde angeknüpft, zum Schuß fertig gemacht
und gewoben. Um 10 Uhr war die Wolle Tuch. Jetzt
auf die Walkmühle. Jetzt zum Tuchscheerer, wo es durch-
gerauht und zugerichtet wurde. Um halb zwei Uhr Nach-
mittags kam es in die grüne Farbe, und obgleich es drei-
mal abgekühlt wurde, konnte es doch schon um zwei Uhr
auf den Rahmen gespannt, getrocknet und verstrichen wer-
den. Schon wartete der Schneidermeister mit der Scheere